malerei
grafik_kolar
aktuelles
archiv
atelier
biografie
 
 
texte
atelier foto
 
 
 

Wachsen

Immer geht es mir um Gestimmtheiten gegenüber der Natur und dem Leben.
Unscheinbare Strukturen, Nebensächliches am Weg, vegetativer Wuchs, geologische Formen, auch Figurales, Entstehendes,
sich Veränderndes stehen am Beginn eines Bildes. In einem langsamen Malprozess, der ständiger Veränderung unterliegt, entwickelt sich das Bild als rätselhafter Ort, wo sich verschiedene Geschichten ereignen können. Gestisches wird zu
Vegetativem, Auslöschungen verwandeln sich zu Raum. Eine langsame fließende Bewegung, gleichsam wachsende, mitunter wuchernde Prozesse spielen sich nicht nur bei der Entstehung eines Bildes, sondern auch beim Betrachten ab.
Jeder liest mit seinen eigenen Assoziationsketten und versteht in bestimmten Farben und Formen bestimmte persönliche Bedeutungen, jedoch gilt nur der Bildkontext. Es ist nicht so wichtig gleich das ganze Bild zu verstehen, sondern nicht aufzuhören dem Fluss zu folgen, dabei sich in das Netzwerk von Ahnungen, Symbolen, Assoziationen und Metaphern zu
begeben und das Unsichtbare durchsickern zu lassen.
Meine Malerei will nichts Neues erfinden, sondern den Raum erforschen. Ich baue Raum, den ich auch nicht verhindern kann.
Es ist ein Bildraum, Aktionsfeld für einen intimen Malprozess. Bewegungen entstammen verschiedener Malakte und durch-dringen sich gleichsam polyphon. Rhythmen überlagern sich und lassen durch die entstehende Dichte den eigentlichen Gesamtrhythmus sichtbar werden. So entsteht eine Vielstimmigkeit, besonders geprägt durch den Klang der Farbe.

Gleichzeitig arbeite ich oft an mehreren Leinwänden und das meist über mehrere Monate. Die zeitlichen Distanzen zwischen
den Malschichten erklären sich als Reflexionspausen, Denkpausen, denn beim Malen selbst gilt nur das Agieren.
Der Versuch ein „einfaches“ Bild zu malen führt zu einer unübersehbaren Komplexität, die sogar in Sekundenbruchteilen den Gedanken aufkeimen lässt ein Bild zu malen, das gewissermaßen alles beinhaltet, alle Ruhe, alle Bewegung, Dualistisches, alles
was ich auf dieser verhältnismäßig kleinen Leinwand finden könnte, egal wie groß, sie wird immer zu klein sein. Dies mündet in einem Aufräumen, einem Herausfiltern, einem Weg bahnen durch das Dickicht von Unüberschaubaren, um diesen Versuch das Einfache zu finden wieder auf das nächste Bild zu verschieben. Gerade die durch diese Vorgänge entstehende Dichte lässt erahnen, dass dieses Einfache doch im Komplexen, im Vielfachen liegt. Eine Zusammenfassung dieses Vielfachen, gleichsam
wie ein „Merksatz“  wäre so etwas Einfaches. Immer arbeite ich nur am „Begleittext zum Merksatz“ ohne den „Merksatz“ noch
zu kennen.

Helmut Kolar

 

 

 

Wachsen

Malvorgang

Bildtitel

 

 
 
   
 
helmut kolar